Vorschulstufe oder erste Klasse? Schulreife?

 

Die Voraussetzungen, die ein Kind beim Eintritt in die Volksschule mitbringt, sind sehr unterschiedlich. Erfahrungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten sind individuell verschieden.

 

Nicht zu vergessen ist auch das Alter der Kinder! Manche Kinder sind zu Schulbeginn gerade sechs Jahre alt geworden, andere sind schon fast sieben Jahre! Es ist daher nicht verwunderlich, dass nicht alle Schulanfängerinnen und Schulanfänger bei der Schulreifeüberprüfung (= pädagogische Schülereinschreibung) in gleichem Maße bereit sind, sich anzustrengen, zuzuhören, stillzusitzen, sich zu beteiligen, Regeln einzuhalten, Aufgaben zu erledigen, …

 

Als das eine Kind gerade geboren wurde, lernte das andere bereits das Laufen. Nun sollen sie am Tag der pädagogischen Einschreibung gleich reif sein?

 

Wenn die Schulreife durch das Lehrpersonal nicht festgestellt wurde, wird das Kind in die Vorschulstufe (= O. Schulstufe) eingestuft. Das heißt im Konkreten: Das Kind ist im Klassenverband der 1. Klasse dabei, absolviert ein Vorschuljahr, da bereits schulpflichtig, aber noch nicht (ganz) schulreif und erhält gezielte Förderung und die nötige Zeit, um später in der ersten Klasse gut lernen zu können.

 

Sollten die Fortschritte des Kindes innerhalb des ersten Jahres so groß sein, dass es dem Unterricht der 1. Klasse zu folgen vermag, kann auch während des Unterrichtsjahres ein Wechsel der Schulstufe von der O. in die 1. Schulstufe erfolgen.

 

Mögliche Indikatoren einer fehlenden Schulreife: Erkennen Sie Ihr Kind hier vielleicht wieder?

Ihr Kind führt Arbeiten oft nicht zu Ende und ist schnell sehr frustriert und wütend, wenn etwas nicht (gleich) nach Wunsch gelingt?

Ihr Kind wirkt oft „zappelig“ und unkonzentriert?

Ihr Kind traut sich in größeren Gruppen im Kindergarten nicht, aktiv zu werden und bleibt immer schüchtern im Hintergrund?

Ihr Kind ist oft weinerlich, ängstlich, verzweifelt schnell und wird wütend, wenn es etwas nicht kann oder sich überfordert fühlt?

Ihr Kind hat große Trennungsängste und die Verabschiedung im Kindergarten ist jeden Morgen immer noch „ein Kampf“, obwohl es dort alles schon kennt?

Ihr Kind ist sehr zart, häufig krank und wirkt sofort gestresst, wenn es eine neue Situation alleine bewältigen soll?

Ihr Kind lehnt es ständig ab, zu zeichnen oder zu basteln und ist feinmotorisch noch sehr ungeschickt?

Ihr Kind hat viele Ängste, ist extrem schüchtern, braucht sehr viel Nähe und Zuwendung und hat ein geringes Selbstbewusstsein?

Ihr Kind spricht eine andere Muttersprache und kann noch nicht so gut Deutsch, wie es können sollte?

Ihr Kind spricht generell wenig und hat große sprachliche Probleme?

Ihrem Kind fällt es schwer, sich in Ruhe allein ca. 20-30 Minuten mit einer von Ihnen gestellten Aufgabe/Arbeit zu beschäftigen?

Ihr Kind hat Schwierigkeiten, zuzuhören, fühlt sich oft nicht angesprochen und kann mehrere kleine Aufträge kaum ohne nachzufragen richtig ausführen?

Ihr Kind hat es momentan nicht leicht, weil innerhalb der Familie schwere Zeiten zu bewältigen sind (z.B. Scheidung oder Trennung der Eltern, Umzug, Tod eines Familienangehörigen, …) und ist daher weniger belastbar als sonst?

 

Ganz wichtig zu wissen ist, dass die Entscheidung Vorschulstufe oder 1. Klasse keine Frage der Intelligenz ist! Es geht bei der pädagogischen Schülereinschreibung um die Feststellung der Schulreife und nicht um einen Intelligenztest! Die Vorschulstufe bietet dem Kind die Möglichkeit, um z. B. seelisch stabil und emotional „reif“ zu werden!

 

Was sollte Ihr Kind daher zum Schuleintritt können?

Es muss keinesfalls lesen können, um reif für die erste Klasse zu sein! Es muss auch nicht bis 100 zählen können …

Ihr Kind sollte in der Lage sein, sich sprachlich in ganzen Sätzen auszudrücken, Aufgaben „trotzdem“ zu erfüllen, obwohl sie ihm gerade keinen Spaß machen.

Es sollte seelisch stabil sein, Selbstbewusstsein haben und mit anderen Kindern zusammenarbeiten können.

Es sollte sich längere Zeit auch auf Aufgaben konzentrieren können, die es nicht gerne macht und über Ausdauer und Frustrationstoleranz verfügen (z. B. „verlieren können“).

Es sollte einen Stift richtig halten und sicher führen können und mit einfachen Werkzeugen wie Schere, Bastelkleber, … umgehen können.

Es sollte sich alleine an- und ausziehen können.

Es sollte bereit sein, zuzuhören, wenn ihm erzählt oder vorgelesen wird und es sollte sich an einfache Spielregeln halten können.

Es sollte bereit sein, sich auf Neues und Unbekanntes einzulassen. …

 

Die Entscheidung über die Einstufung Ihres Kindes in die Vorschulstufe oder in die 1. Klasse treffen wir sehr sorgfältig. Natürlich werden Sie darüber auch informiert.

 

Es ist uns ein Herzensanliegen, dass Ihr Kind am Ende des ersten Schuljahres an unserer Schule noch genauso glücklich strahlt wie davor, Freude am Schulalltag empfindet sowie gerne und vor allem angstfrei zur Schule geht!